Vom Nachkriegsboom zum Jobwunder – der starke Rückgang der Arbeitszeit in der Schweiz seit 1950

N°9, Juni 2017
Michael Siegenthaler (Konjunkturforschungsstelle (KOF), ETH Zürich),

June 29, 2017
How to cite this article:

M. Siegenthaler (2017). Vom Nachkriegsboom zum Jobwunder – der starke Rückgang der Arbeitszeit in der Schweiz seit 1950. Social Change in Switzerland, N° 9 . doi:10.22019/SC-2017-00004

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Zusammenfassung

Dieser Beitrag diskutiert die Entwicklung der Arbeitszeit in der Schweiz auf der Basis von neuen Zahlen zur langfristigen Arbeitszeitentwicklung, die durch eine systematische Aufbereitung historischer Datenquellen erstellt wurden. Die neuen Daten zeigen: 1950 arbeitete ein Erwerbstätiger im Schnitt knapp 2400 Stunden pro Jahr. 2015 waren es noch 1500 Stunden. Die Gründe für diesen Rückgang sind vielfältig: Die Wochenarbeitszeit eines Vollzeiterwerbstätigen ging von 50 auf 42 Stunden zurück, die Teilzeitarbeit nahm stark zu, und die durchschnittliche Zahl der Ferienwochen stieg von weniger als 2 Wochen auf über 5 Wochen pro Jahr. Gesamthaft entwickelte sich die durchschnittliche Jahresarbeitszeit von Erwerbstätigen in der Schweiz erstaunlich ähnlich wie jene in Frankreich und Deutschland.
Die neuen Daten zeigen, wie ausserordentlich hoch das Wachstum des Totals der geleisteten Arbeitsstunden in der Schweiz in den Jahren nach 2005 war. In der Tat wuchs das Arbeitsvolumen in einem ähnlichen Ausmass wie in den Boomjahren der Nachkriegszeit. Die Daten werfen auch ein neues Licht auf eine alte Debatte: jene um das im internationalen Vergleich tiefe gesamtwirtschaftliche Produktivitätswachstum der Schweiz in den 1980er- und 1990er-Jahren. Gemäss den neuen Daten war das Schweizer Produktivitätsdefizit jener Periode teilweise das Resultat von Messfehlern.


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Einleitung

Es gehört zum Selbstverständnis der Schweizerinnen und Schweizer, dass in der Schweiz viel gearbeitet wird. Oft geht dabei vergessen, dass Arbeitskräfte in der Schweiz vor 60 Jahren noch deutlich länger arbeiteten. 1955 waren in der Industrie Wochenarbeitszeiten von 48 Stunden die Norm. Im Gastgewerbe arbeitete mehr als die Hälfte aller Arbeitskräfte normalerweise 58 Stunden pro Woche oder mehr. Tatsächlich hat die durchschnittliche Arbeitszeit der Erwerbstätigen in der Schweiz seit jener Zeit markant abgenommen. Während ein Erwerbstätiger 1950 im Durchschnitt knapp 2400 Stunden pro Jahr arbeitete, waren es 2015 nur noch 1500 Stunden. Die Gründe für den Arbeitszeitrückgang sind vielfältig: Die Wochenarbeitszeit ging zurück, die Teilzeitarbeit breitete sich stark aus, und die durchschnittliche Zahl der Ferienwochen stieg. In der Tat arbeiteten die 3,05 Millionen Erwerbstätigen im Jahr 1964 zusammen ungefähr gleich viele Stunden wie die 4,22 Millionen Erwerbstätigen im Jahr 2007.

Dies sind einige Resultate neuer Zeitreihen zur langfristigen Arbeitszeitentwicklung in der Schweiz, die im Rahmen eines vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Forschungsprojekts an der Konjunkturforschungsstelle (KOF) zusammengestellt wurden. Die historischen Arbeitszeitdaten füllen dabei eine Lücke in der offiziellen Statistik: Eine gesamtwirtschaftliche Arbeitszeitstatistik existiert in der Schweiz erst ab 1991. Hier beginnen die Zahlen der Arbeitsvolumenstatistik (AVOL) des Bundesamts für Statistik (BFS). Die neu berechneten Daten reichen hingegen bis in die 1950er-Jahre zurück.

Im Folgenden werden zunächst die neuen Daten vorgestellt und die Arbeitszeitentwicklung beschrieben. Danach werden zwei ausgewählte Resultate beleuchtet, die sich aus den neuen Arbeitszeitreihen ergeben. Erstens wird auf das Ausmass des Schweizer „Jobwunders“ der letzten gut 10 Jahre hingewiesen. Denn das Wachstum der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden in der Schweiz war in den Jahren nach 2005 im historischen Vergleich ausserordentlich hoch. Zudem werfen die Reihen auch ein neues Licht auf eine alte Debatte: jene um das schwache Produktivitätswachstum in der Schweiz in den 1980er- und insbesondere den 1990er-Jahren. Die neue Reihe zeigt, dass das Produktivitätsdefizit der Schweiz in jener Periode überzeichnet wurde.

Die Entwicklung der Arbeitszeit seit den 1950er-Jahren

Das zentrale Vorhaben des Forschungsprojekts bestand darin, eine langfristig konsistente Reihe der Arbeitszeitentwicklung in der Schweiz zu erstellen. Dies erforderte, sämtliche Komponenten der Arbeitszeit zu schätzen. Dazu wurden Zahlen zur vollzeitäquivalenten Erwerbstätigkeit, zur jährlichen Normalarbeitszeit und zum Überstundenvolumen sowie Reihen zum Ausmass an Arbeitsabsenzen erstellt. Schliesslich wurden auch die Veränderungen beim Ferienanspruch und bei der Zahl der gesetzlich anerkannten Feiertage einbezogen. Zur Konstruktion dieser Arbeitszeitreihen wurde die historische Datenbasis systematisch analysiert, bislang unverwendete Reihen und Erhebungen zur Auswertung beigezogen, und die so erhaltene Datenbasis systematisch harmonisiert (vgl. Siegenthaler, 2014).

Eine der historischen Datenquellen, die in die neuen Arbeitszeitdaten einfliesst, ist die Betriebszählung 1955. Im Rahmen dieser Erhebung wurde die betriebsübliche Arbeitszeit aller Betriebe in der Schweiz systematisch erfasst. Die Daten illustrieren, wie stark die betriebsübliche Wochenarbeitszeit von Vollzeiterwerbstätigen seit Mitte der 1950er-Jahre abgenommen hat. Gemäss den Daten arbeiteten die Beschäftigten im Schnitt 48.4 Stunden pro Woche. Wochenarbeitszeiten über 50 Stunden waren weit verbreitet, gerade unter Arbeitskräften, die nicht der klassischen Büroarbeit nachgingen. Dies illustriert Abbildung 1, welche die übliche Wochenarbeitszeit 1955 für die Gesamtwirtschaft  und für ausgewählte Branchen mit den heute üblichen Wochenarbeitszeiten in diesen Branchen vergleicht. In Branchen mit einer grossen Zahl an Büroarbeitskräften wie dem Bank- und Versicherungsgewerbe wurde bereits 1955 im Schnitt nur 44 Stunden pro Woche gearbeitet. Heute sind die Arbeitszeiten in diesen Branchen nicht wesentlich tiefer. In der Landwirtschaft sowie im Bau- und Gastgewerbe lag die durchschnittliche Arbeitszeit hingegen klar über 50 Stunden – und auch Wochenpensen von über 55 Stunden waren in diesen Branchen nicht unüblich. Wie die Abbildung illustriert, sind die Wochenarbeitszeiten in diesen Branchen heute deutlich geringer. Eine Erklärung für die langen Arbeitswochen Mitte der 1950er-Jahre ist, dass damals auch samstags gearbeitet wurde. Gemäss Betriebszählung kam 1955 nur jede siebte Arbeitskraft in den Genuss der Fünftagewoche.

 

Abb1b_d

 

Insgesamt hat sich die Jahresarbeitszeit der Erwerbstätigen von rund 2400 Stunden pro Jahr im Jahr 1950 um über 900 Stunden auf heute rund 1500 Stunden verringert. Dafür waren verschiedene Faktoren verantwortlich. So genoss ein durchschnittlicher Erwerbstätiger im Jahr 1950 nur eineinhalb Wochen Ferien. Heute beziehen Arbeitskräfte in der Schweiz im Schnitt gut 5 Wochen bezahlten Urlaub. Gleichzeitig erhöhte sich auch die Zahl der gesetzlich anerkannten Feiertage von fünf im Jahr 1950 auf heute rund 9.5. Wie bereits in Abbildung 1 ersichtlich wurde, reduzierte sich auch die Wochenarbeitszeit der Vollzeiterwerbstätigen. Gesamtwirtschaftlich ging die betriebsübliche Normalarbeitszeit von 49 Stunden Mitte der 1950er-Jahre auf 42.5 Stunden zu Beginn der 1990er-Jahre zurück. Wie Abbildung 2 zeigt, kam es insbesondere in den späten 1950er-Jahren zu einer deutlichen Reduktion der Wochenarbeitszeit, was vor allem an der Einführung der Fünftagewoche lag. Nach einem kurzen Zwischenhalt in der Boomphase der frühen 1960er-Jahre nahm die Wochenarbeitszeit ab Ende der 1960er-Jahre wieder verstärkt ab. Die Reduktion der Normalarbeitszeit kam anfangs der 1990er-Jahre zu einem Ende. Seither blieb die Wochenarbeitszeit von Vollzeiterwerbstätigen praktisch konstant bei rund 42 Stunden.

 

Abb2b_d

 

Trotzdem nahm die durchschnittliche Arbeitszeit von Erwerbstätigen in der Schweiz auch seither weiter ab. Das lag vor allem an der Verbreitung der Teilzeiterwerbstätigkeit. Dieser Trend hatte in der Schweiz in den 60er-Jahren eingesetzt und sich Mitte der 80er-Jahre verstärkt. Er ist nicht zuletzt mit einer zunehmenden Erwerbsbeteiligung von Frauen verbunden. Heute sind rund 60% aller erwerbstätigen Frauen teilzeit erwerbstätig.

Die Arbeitszeitentwicklung der Schweiz im internationalen Vergleich

Betrachtet man die Entwicklung der Jahresarbeitszeit von Erwerbstätigen in der Schweiz im internationalen Vergleich, fällt auf, dass diese ähnlich verlief wie in Deutschland und vor allem Frankreich (vgl. Abbildung 3). In Österreich und den USA reduzierte sich die jährliche Arbeitszeit in deutlich geringerem Ausmass und ist heute höher als in der Schweiz, obwohl sie in den 1950er-Jahren in beiden Ländern noch tiefer war.

Es mag auf den ersten Blick überraschen, dass die Entwicklung der Jahresarbeitszeit pro Erwerbstätigen und die heutige Jahresarbeitszeit in der Schweiz und in Frankreich ähnlich sind, gilt in Frankreich doch seit 2002 eine gesetzliche 35-Stunden-Woche. Zwar arbeiteten 2015 Vollzeitbeschäftigte in der Schweiz inklusive Überzeit knapp 43 Stunden pro Woche. In Frankreich waren es nur deren 40.4. Zudem geniessen Vollzeitbeschäftigte in Frankreich ungefähr 10 bezahlte Ferientage mehr als Arbeitskräfte in der Schweiz. Der Grund, wieso sich die jährliche Arbeitszeit pro Erwerbstätigen in Frankreich 2015 trotzdem kaum von jener in der Schweiz unterscheidet, ist die grössere Bedeutung der Teilzeitarbeit in der Schweiz: Der Anteil der Erwerbstätigen, die Teilzeit arbeiten, ist in der Schweiz rund doppelt so gross wie in Frankreich.

 

Abb3b_d

Das Beschäftigungswunder seit 2005

Multipliziert man die Jahresarbeitszeit der Erwerbstätigen mit der Anzahl Erwerbstätigen, erhält man das Arbeitsvolumen – das Total der geleisteten Arbeitsstunden aller Erwerbstätigen in einem Jahr. Abbildung 4 zeigt die Entwicklung des Arbeitsvolumens der Schweiz seit 1950. Ein erstaunliches Resultat, das in der Abbildung ersichtlich wird, ist das geringe Wachstum des  Arbeitsvolumens  zwischen 1960 und 2005. In der Tat suggerieren die neuen Arbeitszeitdaten, dass die 3.05 Mio. Erwerbstätigen 1964 gleich viele Arbeitsstunden geleistet haben, wie die 4.22 Mio. Erwerbstätigen in 2007. Der totale Arbeitseinsatz hat sich in der Schweiz gemäss den neuen Daten also während gut 40 Jahren nicht erhöht.

Betrachtet man die Entwicklung des Arbeitsvolumens in Abbildung 4 genauer, fällt zudem der starke Einbruch des Arbeitsvolumens in den Jahren 1973 bis 1976 auf. In diesen Jahren schlitterte die Schweiz in der Folge der ersten Ölkrise in eine tiefe Rezession. Viele (südeuropäische) Saisonarbeiter verliessen daraufhin die Schweiz und erwerbstätige Frauen zogen sich aus dem Arbeitsmarkt zurück. Die Zahl der Erwerbstätigen brach in dieser Zeit regelrecht ein (–9.5%). Es dauerte bis zum Ende der Boomphase in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre, bis das Arbeitsvolumen in der Schweiz wieder das Vorkrisenniveau erreichte. Wenige Jahre später kam es aber zu einem neuerlichen Rückschlag für das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen, als anfangs der 1990er-Jahre eine Immobilienblase platzte, wodurch die Schweizer Volkswirtschaft in eine weitere Rezession schlitterte. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen erreichte Mitte der 1990er-Jahre ein Niveau, das seit der Grossen Rezession 1933 nicht mehr verzeichnet worden war. Die Zahl der Erwerbstätigen blieb jahrelang praktisch konstant. Erst Ende der 1990er-Jahre erholte sich die Schweizer Wirtschaft von dieser langanhaltenden Stagnationsphase.

Vor dem Hintergrund dieses jahrelangen Auf und Ab war der Höhenflug, zu dem das Arbeitsvolumen in der Schweiz in der Mitte der 2000er-Jahre ansetzte, nicht zu erwarten. Wie Abbildung 4 illustriert, erreicht das Wachstum des Arbeitstotals in der Periode 2005 bis 2015 das Wachstum der Boomjahre der Nachkriegszeit – und dies obwohl die Wachstumsraten des realen BIP 2005 bis 2015 deutlich unter jenen lagen, die in den Nachkriegsjahren verzeichnet wurden. In den zwölf Jahren zwischen 2003 und 2015 wuchs die Zahl der Erwerbstätigen in der Schweiz trotz Weltwirtschaftskrise 2008 von 4.16 Millionen auf fast 5 Millionen – eine Zunahme um das doppelte der Bevölkerungszahl der Stadt Zürich. Selbstredend konnte dieses Wachstum nicht durch das vorhandene Arbeitskräftepotential bedient werden. Zwar stieg aufgrund der grossen Arbeitsnachfrage die Erwerbsbeteiligung der Ansässigen. Doch der grösste Teil des Beschäftigungsanstiegs ging auf eine neuartige, substanzielle Zuwanderung qualifizierter Erwerbstätiger aus den EU-Staaten zurück. Es lässt sich festhalten, dass die Ursachen des schweizerischen „Jobwunders“ dieser Periode, das selbst jenes in Deutschland  in den Schatten stellt, noch nicht ausreichend erforscht sind (vgl. Siegenthaler et al., 2016).

Abb4b_d

Eine Neubeurteilung der gesamtschweizerischen Arbeitsproduktivitätsentwicklung

Das Fehlen einer langfristig konsistenten Arbeitszeitreihe beeinflusste auch die Debatte über das Schweizer Produktivitätswachstum. Verschiedene frühere Studien bescheinigten der Schweiz ein Produktivitätsdefizit aufgrund einer im internationalen Vergleich tiefen gesamtwirtschaftlichen Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität. Die Debatte erreichte ihren Höhepunkt, als Bodmer und Borner (2004) der Schweiz eine Wachstumsschwäche diagnostizierten, die mit gezielten Reformen zu bekämpfen sei.

Die neu geschätzten Arbeitszeitreihen sind hierbei von Bedeutung, denn die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität wird üblicherweise gemessen, indem die reale Wertschöpfung – das reale BIP – ins Verhältnis zur Zahl der geleisteten Arbeitsstunden gesetzt wird. Weil keine langfristig konsistenten Daten zum Stundentotal der Schweiz existierten, behalfen sich die Autoren jeweils mit teils geschätzten Hilfsreihen zur Arbeitszeitentwicklung. In den Wachstumsberichten des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO 2002, 2008) wird aus diesen Daten unter anderem der Schluss gezogen, dass das Wachstum der Arbeitsproduktivität in der Schweiz seit 1960 kontinuierlich abgenommen hat.[1]

Unsere neuen Daten zeigen jedoch, dass die Arbeitsproduktivität in der Schweiz in den 1980er- und insbesondere den 1990er-Jahren um einiges mehr wuchs, als auf Basis dieser alternativen Datensätze zu vermuten ist (vgl. Tabelle A.1 im Anhang). Sie legen zudem den Schluss nahe, dass das Produktivitätswachstum nicht etwa seit Mitte der 1970er-Jahre kontinuierlich abnahm, sondern dass es in der ganzen Periode nach 1973 bis etwa 2000 relativ konstant bei rund 1.3% blieb. Genauere Analysen zeigen, dass die Unterschiede auf Inkonsistenzen und Fehler in den anderen verfügbaren Datenreihen zurückzuführen sind. Aufgrund dieser inkonsistenten Arbeitszeitreihen wurde das Arbeitsvolumen überschätzt und in der Folge das Schweizer Produktivitätswachstum unterschätzt.

Diese Ausführungen zeigen, dass die Diskussionen um den Verlauf der schweizerischen Arbeitsproduktivität bislang grundlegende Probleme aufwiesen, weil keine widerspruchsfreie, langfristig angelegte Reihe zur Arbeitszeitentwicklung in der Schweiz existierte. Berücksichtigt man die neuen Arbeitszeitreihen und andere Probleme bei der Messung der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität in der Schweiz (vgl. Kaiser und Siegenthaler, 2015, und Siegenthaler, 2014), kann festgehalten werden: Die Schweiz hatte insbesondere im Vergleich mit Deutschland, Frankreich, Italien und Japan kein Produktivitätsdefizit in den 1990er- und 2000er-Jahren.

 

[1] Besonders bedeutsam war eine Reihe der Total Economy Database des Groningen Growth and Development Centre (GGDC), die in verschiedenen Studien zur langfristigen Arbeitszeitentwicklung in vergleichender Perspektive (z. B. Rogerson 2006), aber auch in Fallstudien zur schweizerischen Arbeitsproduktivität (Abrahamsen et al. 2005, Dreher und Sturm 2005, Zürcher 2008) verwendet wird. Die zweite einflussreiche Reihe wurde von Christoffel (1995) in einem Beitrag für die „Volkswirtschaft“ errechnet. Bei der dritten Reihe handelt es sich um eine Reihe zur Arbeitsproduktivitätsentwicklung, die auf der OECD-Datenbank zur Verfügung steht. Diese Daten flossen beispielsweise in die erwähnte Studie von Borner und Bodmer (2004) ein.

Anhang

Tab1a

 

 

Bibliographie

Grundlagen:

Kaiser, B. und Siegenthaler, M. (2015): The productivity deficit of the knowledge-intensive business service industries in Switzerland, Schwerpunktthema: Wachstum der Schweizer Volkswirtschaft (Strukturberichterstattung des SECO 54/3.

Siegenthaler, M. (2012): Wie ausgeprägt war die «Wachstumsschwäche» der Arbeitsproduktivität in der Schweiz?, KOF Analysen, 2, 31–45.

Siegenthaler, M. (2014): Has Switzerland really been marked by low productivity growth? Hours worked and labor productivity in Switzerland in a long-run perspective, Review of Income and Wealth, 61(2), 353–372.

Siegenthaler, M., Graff, M. und Mannino, M. (2016): Characteristics and drivers of the Swiss “job miracle”, Review of Economics, 2016, 67(1), 53–89.

 

Bibliographie:

Abrahamsen, Y., J. Hartwig, und B. Schips (2005a): Die Kontroverse um den Produktivitätsfortschritt in der Schweiz nähert sich ihrem Ende, Konjunktur, 68(11), A3–A18.

Abrahamsen, Y., R. Aeppli, E. Atukeren, M. Graff, C. Müller, und B. Schips (2005b): The Swiss disease: Facts and artefacts: A Reply to Kehoe and Prescott, Review of Economic Dynamics, 8(3), 746–758.

Borner, S. und F. Bodmer (2004): Wohlstand ohne Wachstum: Eine Schweizer Illusion, Zürich: orell Füssli Verlag.

Christoffel, J. (1995): Unproduktive Schweizer Wirtschaft?, Die Volkswirtschaft, 68(8), 36–41.

Dreher, A., und J.-E. Sturm (2005): Wachstumsschwäche Schweiz: Ein Vergleich mit anderen (kleinen) europäischen Staaten, in: Steinmann, L. und H. Rentsch (Hrsg), Diagnose: Wachstumsschwäche. Die Debatte über die fehlende Dynamik der schweizerischen Volkswirtschaft, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung.

Rogerson, R. (2006): Understanding differences in hours worked, Review of Economic Dynamics, 9(3), 365–409.

SECO (2002): Der Wachstumsbericht. Determinanten des Schweizer Wirtschaftswachstums und Ansatzpunkte für eine wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, Bern.

SECO (2008): Wachstumsbericht 2008, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, Bern.

Zürcher, B. (2008): Produktivität als Schlüsselfaktor der Wachstumspolitik, Die Volkswirtschaft, 81(4), 15–19.



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