Berufswünsche der Jugendlichen in der Schweiz: stereotype Rollenbilder und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

N°3, November 2015
Lavinia Gianettoni, Carolina Carvalho Arruda, Jacques-Antoine Gauthier, Dinah Gross & Dominique Joye (Universität Lausanne),

November 12, 2015
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L. Gianettoni, C. Carvalho Arruda, J.-A. Gauthier, D. Gross & D. Joye (2015), Berufswünsche der Jugendlichen in der Schweiz: stereotype Rollenbilder und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Social Change in Switzerland, N° 3. doi:10.22019/SC-2015-00006

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Zusammenfassung

Während die Schweizer Gesellschaft für die Gleichstellung von Frauen und Männern propagiert, bleiben die stereotypen Geschlechterrollen und die geschlechtsspezifische Aufteilung von Arbeit unverändert: Frauen finden sich vor allem in den am schlechtesten bezahlten Berufen wieder, insbesondere in Pflegeberufen, und in niedrigeren Positionen; Männer halten technische Berufe und Führungs- oder Kaderpositionen inne die allesamt besser bezahlt sind. Eine Analyse der im Jahr 2011 durchgeführten Befragung „Mehr Chancengleichheit bei der Berufswahl“ zeigt, dass Jungen und Mädchen prinzipiell immer noch Berufe anstreben, die mehrheitlich vom gleichen Geschlecht ausgeführt werden (d.h. typische Berufe). Die Ungleichheiten betreffend Einkommen bleiben daher bestehen. Allerdings werden Geschlechtsnormen öfter von Mädchen gebrochen, indem diese auch die Ausübung geschlechtsgemischter oder männlicher Berufe anstreben. Unsere Ergebnisse zeigen zudem, dass die Aufteilung der Berufswünsche nach Geschlecht bei Mädchen damit zusammenhängt, dass diese ihre zukünftige Position auf dem Arbeitsmarkt antizipieren und Schwierigkeiten bezüglich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit einbeziehen. Dies erklärt zweifelsohne zunächst das Scheitern der politischen Maßnahmen zur Gleichstellung der Geschlechter; und schließlich lässt es die Willensbekundungen bestimmter Milieus in kritischem Licht erscheinen, die als Antwort auf die Abstimmung über die Eidgenössische Volksinitiative "gegen Masseneinwanderung" vom 9. Februar 2014 gerne mehr Frauen im Arbeitsmarkt sehen würden.


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Einleitung

In den meisten europäischen Ländern wählt nach wie vor nur eine Minderheit einen Bildungsweg, der hauptsächlich von Vertretern des anderen Geschlechts eingeschlagen wird (Eurostat Statistical Book, 2008). Trotz der politischen Anreize die auf eine Vervielfältigung der beruflichen Orientierungen abzielen, hat sich die Aufteilung letzterer nach Geschlecht in den letzten zwanzig Jahren in der Schweiz sehr wenig weiterentwickelt. Dies bildet den Nährboden und die Basis für die Konstruktion der Ungleichstellung der Geschlechter und die geschlechtsspezifische Segregation auf dem Arbeitsmarkt. Zunächst lässt sich eine horizontale Segregation beobachten: Eine Großzahl von Berufen wird in überwiegender Mehrheit von Männern ausgeübt, andere werden hingegen fast ausschließlich von Frauen praktiziert. Diese Aufspaltung trägt zum Fortbestehen der ungleichen Gehälter von Männern und Frauen bei: „Weibliche“ Berufe werden schlechter bezahlt als „männliche“ Berufe (Murphy und Oesch, 2015); bei gleichem Bildungsniveau erhalten Frauen niedrigere Gehälter als Männer (Guilley et al., 2014). Die vertikale Segregation des Arbeitsmarkts spiegelt sich in der Tatsache, dass Männer häufiger Führungspositionen und Frauen hierarchisch niedrigere Berufe ausüben (Kriesi, Buchmann und Sacchi, 2010). Diese Aufteilung ist die Konsequenz mehrerer unbewusster Diskriminierungsvorgänge, die eng mit einer Internalisierung von « Geschlechtsschemata » in Verbindung stehen und denen Frauen zum Opfer fallen (Valian, 1998).

Eine starke Geschlechteraufteilung in den Berufswünschen stellt ein Problem für unsere Gesellschaft dar, da diese die stereotypen geschlechterspezifischen Rollenbilder begünstigt. Hinzu kommt, dass die Unterbewertung der beruflichen Qualifikationen der Frauen wirtschaftlich einen Verlust darstellt: Frauen müssen sich, obwohl sie immer bessere Ausbildungen genießen, zumindest teilweise aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen, um sich um die Familie zu kümmern.

Kürzlich in der Schweiz durchgeführte Studien zeigen, dass institutionelle Faktoren, wie z.B. die Art des Bildungssystems (Imdorf, Sacchi, Wohlgemuth, Cortesi und Schoch, 2014) sowie ideologische Faktoren, wie z.B. der Ausprägungsgrad von Sexismus bei Jugendlichen und ihren Familien (Gianettoni und Guilley, 2015) einen Einfluss darauf haben, wie stark die Berufswünsche der Jugendlichen vom Geschlecht abhängen. Genauso wurde aufgezeigt, dass Mädchen am Ende der obligatorischen Schulzeit häufiger atypische Berufswünsche äußern als Jungen. An der gering ausgeprägten und sozial kaum gewürdigten Bereitschaft der Jungen sich „weibliche“ Berufe auszusuchen, lässt sich gut zeigen, dass ein Überschreiten der Geschlechtsnormen für Jungen mit besonders hohen Einschnitten verbunden ist (Marro und Vouillot, 1991). In diesem Zusammenhang lässt sich feststellen, dass sich die Asymmetrie mittelfristig umkehrt: Mit 23 Jahren weisen mehr Jungen als Mädchen ein Beschäftigungsverhältnis auf, welches aus Geschlechterperspektive atypisch[1] ist (Gianettoni, Simon-Vermot und Gauthier, 2010). Bei einem atypischen Berufswunsch aus der Perspektive der Mädchen handelt es sich um das Anstreben einer hohen Position in der Geschlechterhierarchie. In diesem Zusammenhang brechen Mädchen mit atypischen Zielen öfter als gleichgesinnte Jungen ihre eingeschlagene Bildungsrichtung ab, weil sie sich auf ihrem Ausbildungsweg oder bei ihrem Eintritt in die Berufswelt mit ganz spezifischen Schwierigkeiten konfrontiert sehen, die mit verschiedenen Ausprägungen von Sexismus in Verbindung stehen (Lemarchant, 2007). Atypische Berufswünsche konkretisieren sich folglich für Mädchen nicht unbedingt in einem entsprechenden Bildungs- oder Berufsweg.

Im Folgenden werden wir die Ergebnisse einer im Jahr 2011 in der Schweiz durchgeführten Studie (Guilley et al., 2014) präsentieren. Sie vermitteln uns einen Eindruck, wie stark die Berufswünsche am Ende der obligatorischen Schulzeit bei Jugendlichen vom Geschlecht abhängen. Im zweiten Schritt möchten wir die Art und Weise, in der sich Jungen und Mädchen in der Schweiz die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorstellen, sowie deren mögliche Auswirkung auf die Berufswünsche genauer analysieren. Wir nehmen an, dass die Antizipation der geschlechtsspezifischen Funktionsweise des Arbeitsmarkts sowie die eigene Einbindung in unbezahlte Familienaufgaben bei Mädchen zu sozial weniger angesehenen und aus einer Geschlechterperspektive typischeren Berufswünschen führt, da in diesen Berufen Beruf und Familie leichter zu vereinbaren sind (siehe auch Duru-Bellat, 2003). Unserer Meinung nach ist es besonders wichtig, dieser Fragestellung in der Schweiz nachzugehen, wo im europäischen Vergleich Institutionen zur Förderung der Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Familie (Kindertagesstätten, Unterstützungseinrichtungen neben der Schule, Elternzeit, usw.) am geringsten ausgebaut sind.

Berufswünsche der Jugendlichen in der Schweiz : unsere Befragung

Die Daten der Studie, auf denen die hier vorgestellten Ergebnisse beruhen, wurden im Rahmen einer Umfrage bei SchülerInnen, deren Eltern und LehrerInnen in fünf Schweizer Kantonen (GE, VD, TI, AG, BE) im ersten Halbjahr des Jahres 2011 erhoben. Die Mädchen und Jungen, die an der Studie teilgenommen haben, kamen aus 20 Schulen, die auf die fünf Kantone der Studie verteilt wurden. Die befragten Jugendlichen waren zwischen 13 und 15 Jahre alt und in der Sekundarstufe I (nach dem HarmoS System). Die verschiedenen Schultypen wurden gemeinsam analysiert. Insgesamt wurden 3302 SchülerInnen unterschiedlicher Herkunft und verschiedener Milieus befragt. Die Auswahl der Eltern erfolgte auf Basis der Teilnahme der SchülerInnen: nur Eltern, deren Kind befragt wurde, wurden zur Teilnahme eingeladen. Insgesamt füllten 1688 Eltern den Fragebogen aus (Antwortquote: 53%). Das Besondere an diesen Daten ist, dass sie es erlauben, einen Zusammenhang zwischen den Sichtweisen der Kinder und Eltern herzustellen.

Das Berufsziel der Jugendlichen wird durch die Frage erhoben: „Welchen Beruf würdest du gerne ausüben, wenn du 30 Jahre alt bist?“. Von diesem ersten Indikator ausgehend wurde das Ausmaß der Abhängigkeit des angestrebten Berufs vom Geschlecht berechnet. Als „atypisch“ gilt die Art der beruflichen Orientierung, die von weniger als 30% des eigenen Geschlechts gewählt wurde. Als „typisch“ wird hingegen ein Berufswunsch in einem Beruf definiert, in dem das eigene Geschlecht zu mindestens 70% repräsentiert ist. Alle anderen Berufswünsche wurden als „gemischt“ eingestuft. In Tabelle 1 finden sich die 10 jeweils von Mädchen und Jungen am stärksten favorisierten Berufe.

Tabelle__1

Zuerst lässt sich feststellen, dass die Berufswünsche der Jungendlichen nicht sehr vielfältig sind. So finden sich unter den 10 Wunschberufen der Mädchen fast die Hälfte der aufgezählten Berufe und unter denen der Jungen 40%. Zudem lässt sich beobachten, dass die Jungen in erster Linie männliche oder gemischte Berufe wählen, während sich die Mädchen von weiblichen, gemischten, aber auch männlichen Berufen angesprochen fühlen.

Betrachtet man alle Antworten zusammen (siehe Abbildung 1), lässt sich feststellen, dass 19% der Mädchen männliche Berufe anstreben (Berufe, die von mehr als 70% Männern ausgeübt werden), während nur 7% der Jungen weibliche Berufe anstreben (in denen mehr als 70% Frauen arbeiten). 32% der Mädchen und 64% der Jungen geben einen typischen Berufswunsch an. Schließlich streben 49% der Mädchen und 29% der Jungen einen gemischten Beruf an.

Dieses Ergebnis legt nahe, dass die Wertschätzung eines männlichen Berufweges und dessen Status zunehmend Mädchen für die Berufe motiviert (was außerdem eine der Zielsetzungen der Kampagnen zur Sensibilisierung für atypische Berufe ist), während die Jungen sich stärker an männlichen Berufen orientieren, die ihnen eine privilegierte Position auf dem Arbeitsmarkt bieten.

Abbildung_1

Erwartungen bezüglich der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie

Abbildung 2 zeigt die Prozentsätze der Mädchen und Jungen, die im Bezug auf ihre berufliche Zukunft gedenken, entweder Vollzeit zu arbeiten, Teilzeit aus familiären Gründen (d.h., um sich um ihre Familie zu kümmern) oder Teilzeit aus anderen Gründen (Freizeit, Hobbies nachgehen, usw.).

Es zeigt sich, dass ein Großteil der Mädchen traditionelle Familienstrukturen verinnerlicht hat: Eine Mehrheit (62% der Mädchen) möchte Teilzeit statt Vollzeit (nur 25% der Mädchen) arbeiten, um sich um die Familie zu kümmern, oder aber um Zeit für ein Hobby oder eine andere Aktivität außerhalb des Berufs zu haben (13%). Hingegen sind mehr Jungen unter den Jugendlichen, die Vollzeit arbeiten möchten, sobald sie erwachsen sind (46% der Jungen), auch wenn sich ein nicht unerheblicher Prozentsatz der Jungen ebenfalls eine Teilzeitarbeit für die Familie vorstellt (37% der Jungen). Schließlich streben Jungen häufiger als Mädchen eine Zukunft an, die Beruf und Hobby vereint (18% gegenüber 13%).

Abbildung _2

Im Folgenden wird die erwartete Aufteilung der Arbeitszeit im Zusammenhang mit der Art des Berufswunsches (atypisch, gemischt oder typisch) für Mädchen und Jungen analysiert. Geht eine erwartete Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Teilzeitarbeit, um sich um die Familie zu kümmern), wie sie eine Mehrzahl der Mädchen und ein Drittel der Jungen angibt, mit „weiblichen“ Berufswünschen einher? Im Wissen darum, dass weibliche Berufe zwar de facto weniger Ansehen genießen und schlechter bezahlt sind, dafür jedoch die Teilzeitarbeit eher möglich machen und folglich für diese Art der Arbeitsaufteilung weit verbreitet sind? Deutet die Tatsache, dass 37% der Jungen sich für die eigene Zukunft eine „Vereinbarkeit“ vorstellen auf eine Wende und eine neue Generation von Jungen hin, die in stärkerem Ausmaß auf eine Aufteilung der Hausarbeit achtet, oder bedeutet dies nur, dass die Jungen bevorstehende Einschränkungen des Arbeitsmarkts in geringerem Ausmaß antizipieren?

Um diese Fragen zu beantworten, haben wir die antizipierte Arbeitszeit getrennt nach Art des Berufswunsches (atypisch, gemischt oder typisch) für Mädchen und Jungen berechnet (Abbildung 3).

Bei den Mädchen findet man einen statistisch signikanten Zusammenhang zwischen der Geschlechtsabhängigkeit der Berufswünsche und der gewünschten künftigen Arbeitszeit: Mädchen, die einen typischen Beruf anstreben, möchten häufiger Teilzeit arbeiten, um sich um die Familie zu kümmern (67%) als Mädchen, die einen atypischen Beruf anstreben (56%). Letztere tendieren folglich weniger dazu, dem Familienleben Zeit einzuräumen. Zudem geben diese verhältnismäßig häufiger an, Zeit anderen Aktivitäten ohne Bezug zum häuslichen Leben widmen zu wollen (18% bei Mädchen mit atypischen gegenüber 9% bei Mädchen mit typischen Berufswünschen). Bei den Jungen besteht kein Zusammenhang zwischen der Geschlechtsabhängigkeit des Berufswunsches und der gewünschten künftigen Arbeitszeit. Letzere scheinen sich also im geringerem Ausmaß als die Mädchen der Tatsache bewusst zu sein, dass es nicht in allen Berufen ohne Weiteres möglich ist, Teilzeit arbeiten zu können, und dass dies in sehr „männlichen“ und höheren Positionen besondere Schwierigkeiten mit sich bringt.

Abbildung_3

 

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse unserer Befragung verdeutlichen eine Realität in der Schweiz, in der die Berufswünsche der Jungendlichen am Ende der obligatorischen Schulzeit immer noch stark vom Geschlecht abhängen. Die überwiegende Mehrheit der Jungen strebt Berufe an, die hauptsächlich von Männern ausgeübt werden. Auch die Mädchen äußern Berufswünsche, die insgesamt geschlechtsrollenkonform sind. Allerdings streben sie trotzdem öfter als Junge gemischte, wenn nicht sogar atypische Berufe an. Die dargestellte Abhängigkeit der Berufswünsche von Geschlechtsnormen stellt insofern ein Problem dar, indem sie zur (Re)produktion der vertikalen und horizontalen Segregation des Arbeitsmarkts beiträgt und somit zur Aufrechterhaltung der Ungleichheit der Chancen zwischen den Geschlechtern. Zudem können hierdurch die beruflichen Kompetenzen der Frauen nicht voll zur Geltung kommen, was aus ökonomischer Sicht nicht sinnvoll ist.

Unsere Ergebnisse haben ebenso aufgezeigt, dass Mädchen dahingehend sozialisiert werden, dass sie die Schwierigkeiten vorhersehen, die eine Vereinbarung von Berufs- und Familienleben mit sich zieht. Diejenigen Mädchen, die eine Familie gründen und Teilzeit arbeiten möchten, streben „weibliche“ Berufe an, welche de facto eine Teilzeitarbeit begünstigen. Die Ergebnisse der Befragung der Jungen scheinen auf den ersten Blick vielversprechend bezüglich des sozialen Wandels: Hier gibt tatsächlich ein Drittel an, später Teilzeit arbeiten zu wollen, um sich um die eigene Familie kümmern zu können. Die Ergebnisse bezüglich der Kohärenz zwischen diesen Vorhaben und der Berufswahl schwächen jedoch diese Interpretation ab. Während sich Mädchen darüber im Klaren zu sein scheinen, dass eine stark „männliche“ Stelle nur schwierig mit einem bezahlten Teilzeitengagement zu vereinen ist, ist dies für Jungen deutlich weniger der Fall. Zum jetzigen Zeitpunkt fehlen Längsschnittdaten, die genauer beleuchten könnten, in welchem Ausmaß die in der Jugend geäußerte Absicht, Teilzeit zu arbeiten, konkret in die Tat umgesetzt wird, sobald die jungen Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden und sich konkret zwischen Karriere und Familie entscheiden müssen.

Die Ergebnisse unserer Studie legen nahe, dass es notwendig ist, sowohl auf institutioneller als auch auf ideologischer Ebene zu intervenieren, möchte man eine Unabhängigkeit der Berufswünsche von Geschlechternormen erreichen. Das bedeutet einerseits, dass die Geschlechtersegregation des Arbeitsmarkts verringert, die Lohngleichheit für Männer und Frauen endlich durchgesetzt und die Arbeitsorganisation dahingehend verändert werden sollte, um eine Vereinbarkeit zwischen Arbeit und Familie zu erleichern. Das Ziel ist es, den Mädchen im selben Ausmaß wie den Jungen eine erfolgreiche Berufslaufbahn zu ermöglichen. Andrerseits ist es wichtig, so früh wie möglich auf die Sozialisierung der Kinder zu setzen (in den Kindertagesstätten, den Schulen, usw.), um die Ideologien zu hinterfragen, die Geschlechterrollen zu normalisieren und zu legitimieren (wie z.B. die Annahme, dass es in der Natur der Frau liege, die Kinder zu versorgen und es die Rolle des Mannes sei, Geld zu verdienen). In diesem Sinne wäre es möglich, sich eine Gesellschaft vorzustellen, in welchem sich die Männer vor allem im öffentlichen und die Frauen vor allem im privaten Raum bewegen.

 

[1] Es handelt sich hier um Berufe, die in der Schweiz von mehr als 70% Personen des anderen Geschlechts ausgeübt werden.

Bibliographie

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